Rathaus Oberhausen

Lulu. Eine Mörderballade

Bild: Anja Schweitzer, Eike Weinreich, Laura Angelina Palacios, Moritz Peschke (Foto: Birgit Hupfeld)
Anja Schweitzer, Eike Weinreich, Laura Angelina Palacios, Moritz Peschke (Foto: Birgit Hupfeld)

Am Samstag, den 3. Dezember 2016, zeigt das Theater Oberhausen um 19.30 Uhr wieder eine Aufführung von „Lulu. Eine Mörderballade“ von The Tiger Lillies nach Frank Wedekind (Regie: Stef Lernous):

Der Zeitungsredakteur Schöning hat die minderjährige Lulu von der Straße geholt, zu seiner Geliebten gemacht und, um sich selbst gut bürgerlich vermählen zu können, mit dem greisen Medizinalrat Goll verkuppelt, der sie Ellie nennt und vom Kunstmaler Schwarz porträtieren lässt. Als der bislang asexuelle Schwarz über Lulu herfällt, trifft den hinzukommenden Goll buchstäblich der Schlag. – Schwarz heiratet Lulu, nennt sie Eva und wird durch seine Bilder von ihr reich und berühmt. Als er von Schöning erfährt, dass Lulu nach wie vor dessen Geliebte ist, bringt er sich um. – Schöning heiratet nun selbst die zweifache Witwe und nennt sie Mignon. Auch ihn plagt bald die Eifersucht: Auf den Athleten Rodrigo Quast, auf die lesbische Gräfin Geschwitz, auf seinen eigenen Sohn Alwa. Schöning fordert Lulu zum Selbstmord auf. Tatsächlich löst sich aus seinem Revolver ein Schuss.

Eine „Monstre-Tragödie“ nannte Wedekind seine 1894 vollendete Urfassung der Lulu. An eine Aufführung des Werkes ist im wilhelminischen Deutschland nicht zu denken angesichts der unverklemmten, unverschämten Darstellung von sexueller Lust und Abhängigkeit, von lesbischer Liebe und Prostitution. Wie in einer lüsternen und blutigen Moritat lässt Wedekind die Herren der Gesellschaft dem „schönen wilden Tier“ Lulu verfallen, scheitert deren bürgerliche (Doppel-) Moral an Lulus unbedingter Lebensgier und ihrer Sehnsucht nach geistiger wie sexueller Freiheit.

Regie führt der 1973 geborene Belgier Stef Lernous, mit dessen Theater „Abattoir fermé“ („geschlossener Schlachthof“) Lulu – Eine Mörderballade als Koproduktion realisiert wurde. In seiner zwischen Brüssel und Antwerpen gelegenen Heimatstadt Mechelen entstehen seit gut fünfzehn Jahren äußerst ungewöhnliche und faszinierende Theaterabende, die in Belgien und den Niederlanden Kult sind: Stef Lernous kreiert in seinen Arbeiten auf verblüffende Weise und mit zugleich raffinierten wie einfachen Theatermitteln an Horrorfilme erinnernde Atmosphären und betörende, verstörende Bilderwelten. Wedekinds Lulu auf seine Weise zu adaptieren war ein seit langer Zeit gehegtes Lieblingsprojekt von Lernous – genauso wie ein Abend mit Musik der Tiger Lillies.

Lulu – die Tiger Lillies – Otto Beatus – Stef Lernous: Beste Zutaten für einen weiteren außergewöhnlichen, einzigartigen Musiktheaterabend am Theater Oberhausen.

„Zweifellos entfaltet der Abend einen stark atmosphärischen Sog. Die insgesamt sechs Musiker […] beeindrucken ferner mit ihrer energiegeladenen Virtuosität. Und auch das involvierte Oberhausener Schauspielensemble weiß stimmlich (Susanne Burkhard, Moritz Peschke) wie darstellerisch (Laura Angelina Palacios) zu glänzen.“ (Helge Kreisköther, literaturundfeuilleton.wordpress.com, 17.01.2016)

Stef Lernous und Sven Van Kuijk erhielten den Oberhausener Theaterpreis 2016 für Regie und Bühnenbild von „Lulu. Eine Mörderballade“!