Rathaus Oberhausen

Jugend für den Frieden

Bild: Oberbürgermeister Klaus Wehling.
Oberbürgermeister Klaus Wehling.

„Youth for Peace“ (Jugend für Frieden) ist der Titel eines Jugendfriedenspreises, den Oberbürgermeister Klaus Wehling vor dem Hintergrund der Kämpfe in der Ukraine, des Bürgerkrieges in Syrien, der weltweiten Flüchtlingswelle und des Terroranschlages in Paris beim Jahresempfang ins Leben gerufen hatte.
 
Der Preis soll junge Menschen animieren, sich in einem Wettbewerb auf künstlerische Art literarisch, filmisch oder crossmedial mit dem Thema Frieden und Krieg in der Welt auseinanderzusetzen. Die Besonderheit: Es war der letzte Empfang Wehlings, der nach elf Jahren an der Spitze Oberhausens im September als Oberbürgermeister abtreten wird.

Hier die Rede des Oberbürgermeisters:

Wir müssen dringend etwas tun! Wir dürfen nicht nur tatenlos zuschauen! Wir sind verpflichtet zu handeln. In der Ukraine hält der Friede nicht. Es wird immer wieder gekämpft. Tag für Tag sterben dort die Menschen. Die Bürgerinnen und Bürger in unserer Partnerstadt Saporoshje leiden sehr konkret unter diesem Kampf. In Syrien tobt nun schon seit vier Jahren ein grausamer Bürgerkrieg. Tag für Tag wird dort unschuldig gestorben. Bisher haben allein in Syrien fast 200.000 Menschen ihr Leben verloren. Weltweit sind aktuell 52 Millionen Menschen auf der Flucht vor Kämpfen und Vertreibung, so viele, wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Einige dieser Flüchtlinge suchen auch bei uns in Oberhausen Zuflucht und Sicherheit. Die dürfen wir ihnen nicht verweigern! Mit diesen düsteren Szenarien und deprimierenden Zahlen begrüße ich sie zum traditionellen Jahresempfang 2015.

Heute ist ein wichtiges Datum, ein ernster Gedächtnistag. Heute ist der weltweite Holocaust – Gedenktag. Einen ganz besonderen Gast begrüße ich nicht ohne Dankbarkeit gerade heute ganz besonders herzlich in unserer Mitte. Samuel, besser bekannt unter Sally Perel ist unser Gast. Viele von Ihnen werden ihn kennen, denn er ist trotz seines hohen Alters von 89 Jahren regelmäßig bei uns in Oberhausen.

An Schulen liest er jungen Menschen aus seinem Buch „Hitlerjunge Salomon“ vor. Darin hat er seine eigene Kindheit im dritten Reich festgehalten. Seine Persönlichkeit und seine Geschichte lösen bei den jungen Menschen regelmäßig echte Betroffenheit aus.

Er hinterlässt tiefe Eindrücke. Lieber Sally Perel herzlich willkommen, schön, dass Sie bei uns sind. Der Friede ist an vielen Punkten unserer Welt massiv bedroht ich habe es gesagt. Die Bedrohungen für den inneren Frieden vieler Länder dieser Erde sind durch den internationalen Terrorismus dramatisch angestiegen.
In Paris verloren bei dem Attentat auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und bei der Geiselnahme im jüdischen Supermarkt heute vor 20 Tagen insgesamt 17 Unschuldige ihr Leben.

Passiert ist es in Paris, aber es hätte überall geschehen können, auch hier bei uns. Wir in Oberhausen wollen heute und in Zukunft ein sichtbares Zeichen gegen Krieg und Gewalt setzen. Mein letztes soziales Projekt als Oberbürgermeister heißt darum: „Youth for Peace“.

Oberhausener Jugendfriedenspreis

Gerade junge Menschen soll „Youth for Peace“ einladen und animieren, sich intensiv mit dem Frieden zu befassen. Sich in dem Wettbewerb auf unterschiedlichste künstlerische Art literarisch, filmisch, malerisch oder crossmedial mit der Alternativlosigkeit von Frieden auseinanderzusetzen.

Friedensarbeit und Friedensengagement betreiben wir in Oberhausen schon seit Jahrzehnten. Unsere Gedenkhalle zur Aufarbeitung der Nationalsozialistischen Gräueltaten war 1962 die erste in der damaligen Bundesrepublik. Bis heute wird sie gut besucht, bis heute legt sie Zeugnis ab, über das was Unfassbares passiert ist im Dritten Reich. Bis heute ist die Gedenkhalle Mahnmal und Mahnung, dass so etwas nie wieder geschehen darf.

Zwei weitere Oberhausener Friedensbotschafter mit internationaler Geltung und Ausstrahlung nenne ich als Partner von „Youth für Peace“ – Oberhausener Jugendfriedenspreis. Unser Oberhausener „Friedensdorf“ und die internationale Jugendbegegnung „Multi“.

Die Geschichte des Friedensdorfes beginnt mit dem sechs Tage Krieg im Nahen Osten 1967. Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt wollten Kindern helfen, die in Kriegen schreckliche, traumatisierende Erfahrungen machen mussten.

Schon im gleichen Jahr 1967 kamen die ersten Kinder als Opfer des Krieges aus Vietnam zur medizinischen Versorgung nach Oberhausen. Seither ist das Friedensdorf gewachsen. Seither hat das Friedensdorf unendlich viele Kinder medizinisch behandelt, geheilt und ihnen wieder Lebensmut und Perspektive gegeben. Die gute Nachricht ist, wir haben das Friedensdorf, die nicht so gute Nachricht lautet, wir werden es noch lange brauchen.

Die „MULTI“ hat klein angefangen. Schon 1952, also nur sieben Jahre nach dem 2. Weltkrieg, fand der erste Austausch mit Jugendlichen aus Oberhausen und unserer englischen Partnerstadt Middlesbrough statt. Aus diesen kleinen Anfängen ist im Laufe der Jahrzehnte der größte deutsche kommunale Jugendaustausch geworden. Alle zwei Jahre findet bei uns dieses große Jugend – Fest des Kennenlernens, des Miteinanders, des gegenseitigen Verstehens über Grenzen, Kulturen und Religionen hinweg statt.

Im letzten Jahr waren über 300 Jugendliche aus 11 Ländern Gäste unserer „Multi“. Unsere Oberhausener „Multi“ ist gelebte Völkerverständigung junger Menschen. Unser Jugendparlament ist der vierte Partner des Oberhausener Jugendfriedenspreises „Youth for Peace“. 30 junge Parlamentarierinnen und Parlamentarier tagen regelmäßig und kümmern sich um die Belange der Kinder und Jugendlichen in Oberhausen. Dabei wird nicht nur diskutieret, sondern es werden auch handfeste Projekte für jungen Menschen in der Oberhausener Stadtgesellschaft initiiert. Ganz nebenbei lernen sie, wie Politik und Verwaltung funktionieren und arbeiten. Als Initiator wünsche ich mir, dass sie alle gemeinsam dieses neue Projekt „Youth for Peace“ Oberhausener Jugendfriedenspreis genau so großzügig unterstützen, wie die vorherigen auch.

Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang an einige Projekte der Vergangenheit. Der „Mittagstisch für Kinder“ war das erste Projekt. Es läuft seit zehn Jahren und wird bis heute gebraucht. Das gleiche gilt für den „Generationengarten“ im Kaisergarten für das Großprojekt „LesenerLeben“ oder für „Gesellschaft leben“ Besuchsdienst für ältere Menschen.

Das sind sichtbare Beweise und Beispiele für das ausgeprägte ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger. Viele Projekte wurden und werden bis heute unterstützt, dafür danke ich allen Spenderinnen und Spendern. Dieser Jahresempfang ist für mich ein ganz besonderer. Es ist mein letzter Jahresempfang als Oberbürgermeister. Das löst besondere Gefühle aus.

Da ist ein wenig Wehmut, denn ich übe dieses Amt seit über zehn Jahren mit viel Oberhausener Herzblut aus. Da ist die Erwartung, dass der Stress, den es natürlich auch gibt, im Oktober wegfällt. Bei weitem aber überwiegt die Dankbarkeit. Im Laufe der 11 Oberbürgermeister Jahre habe ich gemeinsam mit vielen von Ihnen zahlreiche Dinge positiv bewegen können, habe ich viele Menschen kennen und schätzen gelernt, habe ich neben Kritik viel Unterstützung und manche Anerkennung erfahren.

Jetzt aber werde ich nicht der Gefahr erliegen, hier eine Abschiedsrede zu halten. Dazu wäre es deutlich zu früh, denn vor uns liegt ein spannendes Jahr 2015. Zwei Ereignisse ragen dabei heraus. Am 8. März können die Oberhausenerinnen und Oberhausener beim ersten Ratsbürgerentscheid in der Geschichte unserer Stadt darüber abstimmen, ob die Straßenbahnlinie 105 nach Oberhausen kommt, oder nicht. Das ist eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen nicht nur für den öffentlichen Personennahverkehr bei uns in Oberhausen.

Wir brauchen die Weiterführung der Straßenbahn, das ist meine feste Überzeugung. Wir brauchen sie für Oberhausen, wir brauchen sie für die Metropoleruhr. Wir brauchen sie für die noch schnellere und engere Vernetzung. Sie bringt Vorteile für die Pendlerinnen und Pendler. Sie bringt mehr Fahrgäste zu uns nach Oberhausen. Sie bringt ein großes Stück mehr mobiler Lebensqualität. Die Chance ein solches Projekt für unser Oberhausen zu realisieren kommt nicht wieder, das muss jedem bei seiner Entscheidung klar sein. Zu den positiven Erfahrungen am Ende meiner Amtszeit gehört ganz sicher, dass wir es gemeinsam nach Jahrzehnten geschafft haben, nun zum 3. Mal einen genehmigten Haushalt gehabt zu haben, und damit wieder eine größere Handlungsfreiheit gewonnen zu haben.

Konkret können wir wieder an Förderprogrammen teilnehmen, an Förderprojekten partizipieren. Alle drei Stadtteile profitieren von Zuschüssen in Millionenhöhe. So haben wir neue Städtebauförderanträge für Osterfeld und Sterkrade gestellt. In Sterkrade werden wir die Bahnhofsstraße zu einer attraktiven Einkaufsmeile ausbauen. Dazu gehört auch, die Verkehrssituation grundsätzlich zu überdenken. In Osterfeld, soll das familiengerechte Angebot ausgeweitet werden. Eine Modernisierungsoffensive und ein Fassadenprogramm werden den Osterfelder Immobilienbestand zukunftssicher machen. Die bestehenden Stadtteilprojekte Lirich und Alt Oberhausen laufen mit einem Fördervolumen von 6,5 Millionen Euro aus Landesmitteln weiter. Nicht ohne Genugtuung stelle ich fest, dass es bei uns in Oberhausen keine „abgehängten“ Stadtteile keine vernachlässigten Quartiere gibt.

Ich habe von zwei herausragenden Ereignissen in 2015 gesprochen. Das zweite Ereignis findet im September statt. Dann wird gewählt. Dann entscheiden die Oberhausenerinnen und Oberhausener darüber, wer neuer Oberbürgermeister wird. Wegen der Wichtigkeit des Amtes appelliere ich schon heute an alle, unbedingt wählen zu gehen. Vor uns liegt also ein spannendes Jahr mit richtungweisenden, weitreichenden Entscheidungen. Jetzt, zum Schluss gilt mein Dank den Sponsorinnen und Sponsoren, den Organisatorinnen und Organisatoren dieses traditionellen Abends. Ein besonderer Dank gilt auch all denen, die jetzt noch auftreten werden und die diesem Abend eine ganz eigene Note geben werden.

Uns allen wünsche ich jetzt gute Gespräche und gute Unterhaltung. Zum letzten Mal schließe ich mein Grußwort zum Jahresempfang mit
Glück auf!