Rathaus Oberhausen

Deportation Cast

Bild: Anja Schweitzer und Lise Wolle in
Anja Schweitzer und Lise Wolle in "Deportation Cast". (Foto: Dirk Grobelny)

Am Sonntag, den 05. März 2017, zeigt das Theater Oberhausen um 18 Uhr im Malersaal eine neue Aufführung von Deportation Cast von Björn Bicker (Regie: Christopher Fares-Köhler). Im Anschluss findet ab 19.30 Uhr in der b.a.r das Publikumsgespräch Sicheres Herkunftsland. Für wen? statt. Der Eintritt zum Publikumsgespräch ist frei.

Björn Bicker verwebt in seinem Theaterstück Deportation Cast die Schicksale zweier Familien vor dem Hintergrund der aktuellen Abschiebepolitik Deutschlands. Wir möchten unsere Zuschauer herzlich dazu einladen, mit Fachleuten über den politischen Hintergrund und die daraus entstehenden Schicksale zu sprechen. Wie gewalttätig und gefährlich muss es in einem Land zugehen, damit dessen Bewohner in Deutschland Zuflucht finden und bleiben dürfen?

Mit Inga Kellermann, Flüchtlingsberatung Caritas / Frederick Cordes (NRW Landesvorsitzender der Jusos) / Dominik Sporkmann (Kreisvorsitzender der Jungen Union Oberhausen) und Mitglieder der Produktion. Leitung Anke Weingarte

Zum Inhalt des Stücks Deportation Cast von Björn Bicker (Regie: Christopher-Fares Köhler):

Die sechzehnjährige Elvira und ihr Mitschüler Bruno sind ineinander verliebt. Doch dann wird Elviras Familie von einem Tag auf den anderen in den Kosovo – ein sogenanntes „sicheres Drittland“ – abgeschoben. Egal, dass sie dort als Roma von Armut und Diskriminierung bedroht sind und jetzt all ihre Zukunftsperspektiven zerstört sind. Egal, dass Elvira, die fast ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht hat, nun in einem Land leben muss, dessen Sprache sie nicht beherrscht. Und während Elvira mit ihrer Familie auf einer Müllkippe lebt und ums tägliche Überleben kämpft, rebelliert Bruno in Deutschland gegen die deutsche Abschiebepraxis – und gegen seinen Vater: Der hat als Pilot Abschiebehäftlinge befördert.

Björn Bickers Text verwebt die Geschichten zweier Familien zu einem bewegenden und vielschichtigen Spiel um Verantwortung und Schuld. Dieses collagiert er mit recherchierten Aussagen von Sachbearbeitern der Ausländerbehörde, Polizeiärzten oder Vertretern von Hilfsorganisationen. Deportation Cast – ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis 2012 – untersucht in der Regie von Christopher- Fares Köhler mit kühlem Blick und heißem Herzen die Folgen der verheerenden und fragwürdigen deutschen Abschiebepolitik: zweifellos auch in Zukunft ein brisantes und aktuelles Thema.

Tip 15 +

Christopher-Fares Köhler schafft mit den vier Schauspielern ein hochkonzentriertes Spiel, blitzschnell wechseln sie ihre Rollen, switchen vom individuellen Fall zu den bürokratischen Fakten. Die pulsierende Soundcollage von Yotam Schlezinger ist punktgenau gesetzt und führt durch das verschachtelt gebaute Stück. Hochaktuelles politisches Theater, das aufrüttelt. (Coolibri, November 2016)

„So holt der Text die Zuschauer in ihrer Lebenswelt und Erfahrung ab und lässt die zunächst abstrakt erscheinenden Fragen nach Heimat und Vertretbarkeit der Abschiebungspraktiken unmittelbar erlebbar werden. Das Schicksal von Elvira und Bruno rührt unmittelbar an, die möglicherweise offenen Fragen, wie das da im Kosovo alles genau politisch war und ist, wie heute in Deutschland abgeschoben wird, und ob das vertretbar ist, beschäftigen noch lange nach der Vorstellung.“
(Honke Rambow, ruhrbarone.de, 02.10.2016)