Rathaus Oberhausen

Stadt und Polizei vereinbaren Kooperation in Oberhausen

Bild: Oberbürgermeister Daniel Schranz (li.) und Polizeipräsident Ingolf Möhring bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages.
Oberbürgermeister Daniel Schranz (li.) und Polizeipräsident Ingolf Möhring bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages.

„Frühe Hilfe statt späte Härte gegen Kinder- und Jugendkriminalität“ lautet der Titel einer NRW-Initiative, die in Oberhausen gestartet wird. Oberbürgermeister Daniel Schranz unterzeichnete gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten Ingolf Möhring den entsprechenden Kooperationsvertrag.

Der Startschuss ist damit gefallen. "Kurve kriegen", die NRW-Initiative gegen Jugendkriminalität kommt nach Oberhausen. Das Kriminalkommissariat Prävention Opferschutz wird in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Einrichtungen das Projekt in Oberhausen umsetzen.

Unterstützung gibt es ab 1. August 2016 durch eine pädagogische Fachkraft, die im Kriminalkommissariat
Prävention/Opferschutz jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Aus einigen Kindern und Jugendlichen, die der Polizei schon früh durch Straftaten auffallen, werden Intensivtäter, die ein hohes Gewaltpotential haben und sehr viele Straftaten begehen. Im Jahr 2010 haben 3.969 mehrfach tatverdächtige Kinder und Jugendliche in NRW 29.936 Straftaten begangen, 6% haben circa ein Drittel aller Straftaten in dieser Altersgruppe begangen.

Ziel der Initiative
Kinder und Jugendliche sind vor einem dauerhaften Abgleiten in die Kriminalität bewahrt – die Anzahl der von Kindern und Jugendlichen begangenen Straftaten ist verringert.

Leitgedanke
Die Polizei hat den Auftrag Straftaten zu verhüten und somit die Pflicht, kriminalpräventiv zu handeln. Man kann die Zahl der jugendlichen Mehrfachtäter und somit die hohe Anzahl von Straftaten senken, wenn man sich frühzeitig und zielgerichtet um die jungen Täter kümmert.

Zielgruppen
Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 15 Jahren, die eine rechtswidrige Gewalttat oder drei schwere Eigentumsdelikte begangen haben und deren Lebensumstände von so vielen Problemen belastet sind, dass ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht.

Die NRW-Initiative Kurve Kriegen wurde im Ministerium für Inneres und Kommunales auf Grundlage der Erkenntnisse der Enquetekommission zur Erarbeitung von Empfehlungen für eine effektive Präventionspolitik entwickelt. Sie basiert auf fünf Maßnahmen:

Frühzeitiges Erkennen besonderer Kriminalitätsgefährdung
Durch ein standardisiertes Risikoscreening werden bei der Polizei individuelle Faktoren, die ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität begünstigen, bei der Zielgruppe berücksichtigt und eine Prognose erstellt. Die Sorgeberechtigten der hochgradig kriminalitätsgefährdeten Kinder und Jugendlichen werden aufgesucht und bekommen das Angebot, dass eine pädagogische Fachkraft kommt, wenn sie sich damit einverstanden erklären.

Kompetente multiprofessionelle Fachkräfteteams
Pädagogische Fachkräfte von freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe sind mittels Dienstverträgen in die Arbeit der Polizei eingebunden. Sie gehen in Absprache mit dem Jugendamt in die Familien und bieten im Bedarfsfall an, dass ihr Kind an "Kurve Kriegen" teilnimmt. Für die Teilnahme muss ihr Einverständnis vorliegen. Die pädagogische Fachkräfte stehen dann dauerhaft als Ansprechpartner zur Verfügung.

Gemeinsame und verbindende Netzwerkarbeit
Die pädagogischen Fachkräfte bei der Polizei fungieren als eine Art Bindeglied zum Jugendamt, koordinieren die Netzwerkarbeit und erstellen in Absprache mit dem Jugendamt ein Bedarfsprofil für die betreffenden Kinder, Jugendlichen und deren Familien.

Ein Baukasten für individuelle Maßnahmen
Den pädagogischen Fachkräften steht für die Teilnehmerinnen und Teilnehmern von "Kurve Kriegen" ein „Baukasten“ mit verschiedenen Maßnahmen regionaler Anbieter zur Verfügung, um gezielt und individuell an den Ursachen arbeiten zu können. Inhalt: Kompetenztrainings (z. B. Anti-Aggressions-Trainings, Elterntrainings), integrative Angebote (zum Beispiel Lernhilfe, Sprach- und Sportkurse), Angebote verschiedener Beratungsstellen (zum Beispiel Sucht- oder Schuldenberatung).

Finanzielle Beteiligung des Landes
Zur Prävention von Jugendkriminalität beteiligt sich das Land NRW finanziell an Hilfemaßnahmen für die Zielgruppe. Die vom Fachkräfteteam der Polizei im Rahmen von "Kurve Kriegen" angestoßenen Maßnahmen stehen in einem besonderen Interesse des Landes NRW, da sie Jugendkriminalität gezielt vorbeugen und werden aus Mitteln des Projektes (teil-) finanziert.