Rathaus Oberhausen

Kurzfilmtage zeigen Frühwerk von Alexander Sokurov

Bild: 	Szenenfoto aus Sovetskaja Elegija. (Foto: Bereg Studio)
Szenenfoto aus Sovetskaja Elegija. (Foto: Bereg Studio)

Alexander Sokurov gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Filmemachern der Gegenwart. Die Internationalen Kurzfilmtage 2019 (1. bis 6. Mai) präsentieren das selten gezeigte frühe Kurzfilmschaffen des vielfach preisgekrönten Regisseurs und Drehbuchautors.

Seit 1978 produziert Sokurov Dokumentar- und Spielfilme. Internationales Aufsehen erregte er 1990 mit Sovetskaja elegija (Soviet Elegy), für den er den Großen Preis der Kurzfilmtage gewann; einen zweiten Großen Preis gewann er in Oberhausen 1996 für Vostotschnaja Elegija (Oriental Elegy), einen Hauptpreis 1997 für Robert Scastlivaja Žizn (Robert. A Fortunate Life). Nun bieten die Kurzfilmtage in einem großen Profil die seltene Gelegenheit, sein umfangreiches frühes Kurzfilmschaffen zu sehen, angefangen mit dem Dokumentarfilm Maria, dessen ersten Teil er 1977 drehte. Alexander Sokurov wird seine Filme in Oberhausen selbst vorstellen und eine Master Class für Filmstudierende geben.

In seinen kurzen Filmen ebenso wie in Langfilmen wie Moloch (1999), Russian Ark (2002) oder Faust (2011), für den er 2011 den Goldenen Löwen in Venedig gewann, entwickelt Alexander Sokurov seit 40 Jahren seine unverwechselbare Filmsprache. 2017 wurde Sokurov von der Europäischen Filmakademie mit dem Europäischen Filmpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seine Filme sind geprägt von langen Einstellungen, vom virtuosen Einsatz seiner eigenen Stimme oder der wiederkehrenden Verwendung vorgefundenen Materials. Inhaltlich den großen Themen des Lebens und Zusammenlebens verpflichtet, erzeugt er in seinen Filmen die intensive Präsenz konkreter Menschen: der Kolchosbäuerin Maria Voinova, des Opernsängers Fjodor Schaljapin, des zurückgetretenen Kandidaten für das Politbüro der UdSSR Boris Jelzin oder des namenlosen Soldaten, der schläft. Kunstvoll und im höchsten Maße einfallsreich hegt er seine Figuren in größere Kontexte ein, Familie, Zeitgeschichte, Gesellschaft und verwickelt uns in einen langsamen Prozess des Erkennens.

Biografie
Alexander Sokurov wurde 1951 in Podorvicha im Verwaltungsbezirk Irkutsk als Sohn eines Offiziers geboren. 1968 begann er an der Universität Gorki ein Geschichtsstudium und arbeitete während des Studiums als Regieassistent für das Fernsehen in Gorki. Mit 19 produzierte er seine ersten dokumentarischen Fernsehsendungen. 1974 schloss er sein Geschichtsstudium in Gorki ab und begann 1975 ein Produktionsstudium am Moskauer VGIK (Staatsinstitut für Filmografie), wo er für herausragende Leistungen ein Eisenstein-Stipendium erhielt. 1979 machte er seinen Abschluss am VGIK, obwohl sein Film The Lonely Voice of a Man wegen „anti-sowjetischer Ansichten“ nicht als Abschlussfilm anerkannt wurde. Er wurde jedoch von Andrei Tarkowski unterstützt, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbinden sollte, und der ihm ein Empfehlungsschreiben für das Lenfilm-Studio gab. Dort drehte Sokurov ab 1980 seine ersten Spielfilme. Gleichzeitig arbeitete er am Leningrader Dokumentarfilmstudio, wo alle seine Dokumentarfilme entstanden. Bis Mitte der 80er Jahre wurden seine Filme in der Sowjetunion nicht öffentlich gezeigt, was sich erst mit der Lockerung der Zensur in den späten 80er Jahren änderte. Aktuell gründete er sein eigenes Filmstudio, Bereg.

Die Filme (Änderungen vorbehalten)
Maria, 1978–1988, 41 min.
Patience Labour, 1985–1987, 10 min.
The Degraded, 1980, 30 min
Elegy from Russia, 1992, 65 min.
Sonata for Hitler, 1979–1989, 11 min.
Soldier’s Sleep, 1995, 12 min.
Empire, 1986, 35 min.
Elegia (Elegy), 1986, 30 min.
Robert. A Fortunate Life, 1996, full version, 26 min.
Oriental Elegy, 1996, 45 min.
Soviet Elegy, 1989, 37 min.
Evening Sacifice, 1984–1987, 18 min.
An Example of Intonation, 1991, 48 min.
A Simple Elegy, 1990, 20 min.
Sonata for Hitler, 1979–1989, 11 min.

Täglich
Spiritual Voices, 1995, 326 min.

Weitere Informationen auf Kurzfilmtage.de.