Rathaus Oberhausen

"Der nackte Wahnsinn"

Bild: Torsten Bauer und Susanne Burkhard. (Foto: Birgit Hupfeld)
Torsten Bauer und Susanne Burkhard. (Foto: Birgit Hupfeld)

Am Samstag, den 27. Februar 2016, und am Freitag, den 18. März 2016, zeigt das Theater Oberhausen jeweils um 19.30 Uhr wieder neue Aufführungen von Michael Frayns Welterfolg "Der nackte Wahnsinn" in der Regie von Sarantos Zervoulakos:

„Von hinten war es komischer als von vorne“, stellt Michael Frayn eines Tages fest, als er von der Seitenbühne aus die Aufführung eines seiner Stücke sieht. Inspiriert von diesem Erlebnis kommt ihm eine geniale Idee. Wie wäre es, ein Theaterstück über die faszinierende Welt der Hinterbühne zu schreiben? Warum dem Zuschauer nicht einmal zeigen, was er sonst nie zu sehen bekommt? Das Resultat ist "Der nackte Wahnsinn", eine schrille, turbulente Farce über die Welt des Theaters und den verzweifelt komischen Versuch des Menschen, den schönen Schein um jeden Preis aufrecht zu erhalten.

Frayns Konstruktionsprinzip ist einfach und genial: Im ersten Akt von "Der nackte Wahnsinn" wird die Generalprobe des Stückes "Nackte Tatsachen" gezeigt, einer dubiosen Komödie, in der ein Teller Sardinen, ein Scheich, eine hocherotische Steuerfahnderin und ein Badezimmerläufer von zentraler aber nicht wirklich logisch entschlüsselbarer Bedeutung sind. Die Generalprobe muss immer wieder unterbrochen werden, denn nichts klappt: Auftritts-Türen klemmen, Requisiten liegen am falschen Platz, Schauspieler haben Textaussetzer oder stellen die Sinnfrage, was den Regisseur an den Rand des Wahnsinns treibt.
 
Verständlich, denn er hat nicht nur die Regieassistentin, sondern auch eine der Schauspielerinnen geschwängert. Obwohl sich alle ständig mit Schätzchen anreden, ist das Probenklima unter den Schauspielern äußerst angespannt. Jeder hat sein Psychowehwehchen und alle wollen nur eins: Groß rauskommen.

Im zweiten Akt, der einige Wochen später spielt, wechselt Frayn die Zuschauerperspektive. Jetzt sehen wir eine Vorstellung von "Nackte Tatsachen" von der Hinterbühne aus. Der Psychokrieg im Ensemble ist inzwischen eskaliert: Handgreiflichkeiten und gezielte Sabotageaktionen unter den Schauspielern verstärken die Text-Hänger und technischen Pannen. Doch alle machen verzweifelt weiter, schließlich gilt: „The show must go on!“ Und so wird improvisiert was das Zeug hält, um die Pannen irgendwie zu vertuschen.

Im dritten Akt schließlich zeigt Frayn die Vorstellung wieder von vorne. Es ist die Derniére von "Nackte Tatsachen" in irgendeinem Provinzkaff, Wochen später. Zwar geht immer noch alles schief, aber von den stark lädierten Schauspielern hat keiner mehr die Kraft zum entscheidenden Rettungsschlag. Jeder sehnt sich nur noch danach, dass endlich, endlich das Ende dieses Debakels kommt, doch selbst der Schlussapplaus geht schief: Der Vorhang klemmt.