Rathaus Oberhausen

Kurzfilmtage: 100 Regalmeter Fotos und Dokumente

Bild: Ein Plakat aus dem Archiv der Internationalen Kurzfilmtage. (Foto: Int. Kurzfilmtage)
Ein Plakat aus dem Archiv der Internationalen Kurzfilmtage. (Foto: Int. Kurzfilmtage)

An die 65 Jahre Festivalgeschichte spiegeln sich im Dokumenten- und Fotoarchiv der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. In einem klimatisierten Raum lagern sie fachgerecht auf knapp 100 Regalmetern. Doch die Suche nach Dokumenten geht weiter. Wer im Keller oder Dachboden noch etwas findet - die Kurzfilmtage freuen sich immer über alte Dokumente und Fotos. „Plakate vor 1974 zum Beispiel, da haben wir kein einziges im Haus", bedauert Historiker und Projektleiter Dirk Hausmann. 

Legendärer Briefwechsel
Zahlreiche Schätze finden sich in dem Archiv. Korrespondenzen mit Filmemachern oder Luise Albertz‘ legendärer Briefwechsel aus den 1960er Jahren mit dem damaligen Innenminister Werner Höcherl ebenso wie die Protestnoten der deutschen Filmemacher, die 1968 ihre Filme wegen des Skandals um Hellmuth Costards Kurzfilm „Besonders wertvoll" aus dem Programm zurückzogen, oder Empfehlungsbriefe von Erich Fried oder Volker Schlöndorff für junge Filmemacher aus den 60er Jahren, bis hin zur stolzen Pressemitteilung von 1995, dass die Kurzfilmtage jetzt auch online zu finden sind. Archiviert ist auch das „Flugblatt für aktivistische Filmkritik“ von 2014, das die Gründung der Woche der Kritik bei der Berlinale ankündigt. Dazu kommen hunderte Festivalfotos von Filmemachern, Ehrengästen, Jurymitgliedern – von Lotte Eisner bis zu Tilda Swinton, von Roman Polanski bis zu Romuald Karmakar, die alle in Oberhausen zu Gast waren.

Die Aufarbeitung geht weiter
Anlässlich ihres 60-jährigen Jubiläums im Jahre 2014 haben die Kurzfilmtage 2013 begonnen, dieses Archiv aufzuarbeiten. Die Ergebnisse der ersten Phase zeigten sie 2014 in der Ausstellung „Begegnungen und Entdeckungen“ im Rathaus Oberhausen. Die Arbeit ging jedoch weiter – über 750 Ordner, 120 Kisten aus dem Stadtarchiv, weit mehr als 200 Foto-CDs, Plakate und Urkunden wurden registriert und bearbeitet. Das Ergebnis sind knapp 100 Regalmeter Akten in der Kurzfilmtage-Villa, die jetzt in einen klimatisierten Raum umgezogen sind, wo sie fachgerecht gelagert sind. Aufgearbeitet wurden bis jetzt die Unterlagen bis ins Jahr 2000, das Projekt geht also weiter. Lücken gibt es nach wie vor, und auf die Frage nach seinem größten Wunsch antwortet Projektleiter Dirk Hausmann: „Plakate vor 1974, da haben wir kein einziges im Haus." Wer also im Keller oder Dachboden noch etwas findet - die Kurzfilmtage freuen sich immer über alte Dokumente und Fotos jeder Art.

Als Arbeitsarchiv angelegt
Das Kurzfilmtage-Archiv ist ein einzigartiges Reservoir der deutschen und internationalen Filmgeschichte und ist als ein Arbeitsarchiv angelegt. Jeden Monat erreichen die Kurzfilmtage Anfragen von Studierenden, Filmwissenschaftlern und Publizisten. Ergebnisse dieser Recherchen sind zum Beispiel Publikationen wie Andreas Kötzings „Kultur- und Filmpolitik im Kalten Krieg“ (2013), das die Spannungen zwischen Ost und West am Beispiel der Festivals von Oberhausen und Leipzig untersucht, oder Ralph Eues und Lars Henrik Gass’ „Provokation der Wirklichkeit“ (2012), das den enormen Einfluss des Oberhausener Manifestes von 1962 auf die deutsche Film- und Kulturgeschichte dokumentiert. Der Zugang zum Archiv steht allen Interessierten nach Anmeldung offen.

Der Projektleiter
Der Historiker Dirk Hausmann hat an der Universität Duisburg-Essen sein Studium abgeschlossen und betreut seit 2013 das Archiv der Kurzfilmtage. Außerdem ist er Projektmitarbeiter des Stadtarchivs Oberhausen und betreut die filmhistorische Sammlung der Stadt Duisburg für das Filmforum Duisburg.

Kontakt und weitere Informationen zu den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen auf www.kurzfilmtage.de.