Rathaus Oberhausen

Oberhausen und Tychy schließen Städtepartnerschaft

Bild: Maciej Gramatyka (Stellv. Stadtpräsident) und Oberbürgermeister Daniel Schranz	(re.) unterzeichneten die Partnerschaftsvereinbarung. (Foto: Stadt Oberhausen)
Maciej Gramatyka (Stellv. Stadtpräsident) und Oberbürgermeister Daniel Schranz (re.) unterzeichneten die Partnerschaftsvereinbarung. (Foto: Stadt Oberhausen)

Im Rahmen eines Festaktes haben Oberbürgermeister Daniel Schranz und der stellvertretende Stadtpräsident Maciej Gramatyka am Montag, 17. Februar 2020, die Städtepartnerschaft zwischen Oberhausen und der polnischen Stadt Tychy unterzeichnet. „Lassen Sie uns gemeinsam Brücken bauen und das wichtige Fundament für eine vertrauensvolle Zukunft unserer Städte, Länder und Europas stärken“, erklärte Schranz in Anwesenheit des Generalkonsuls Jakub Wawrzyniak, der fünfköpfigen Delegation aus Tychy, des Rates und des Verwaltungsvorstands der Stadt Oberhausen. Tychy ist die sechste Partnerstadt Oberhausens. Schwerpunkte der Beziehungen sollen zunächst einmal die Bereiche Kultur, Bildung und Sport sein. Im nächsten Schritt werden dann Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit dazukommen.

Versöhnung und Verständigung
In seiner Rede erinnerte Schranz an die vielen Polen, die ab 1870 ins Ruhrgebiet kamen und den Aufschwung im Bergbau und in der Schwerindustrie ermöglichten. „Sie sind Teil unserer gemeinsamen Identität geworden.“ Zur deutsch-polnischen Geschichte gehöre aber auch der Überall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939, das nur wenige Kilometer von Tychy entfernt errichtete Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz und die Millionen ermordeter Menschen, allen voran der jüdischen Bevölkerung. „Der deutsche Überfall und die nachfolgende Besetzung haben unzähliges Leid über Polen gebracht. Kein Land war dem Terror des NS-Besatzungsregimes länger ausgesetzt als Polen.“ Umso dankbarer könne man sein, dass seit dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs zwischen vielen Städten in Europa Partnerschaften aufgebaut worden seien, als Zeichen der Versöhnung, um die Verständigung und das friedliche Miteinander zwischen den Völkern zu fördern sowie das Zusammenwachsen Europas zu unterstützen. „Und diese Ziele sind heute wieder aktueller denn je.“

Daher strebe man auch eine Städtepartnerschaft an, die nicht nur auf dem Papier stehe, sondern, „die von den Menschen, Vereinen und Institutionen beider Städte lebt und sich auf verschiedene Bereiche des täglichen Miteinanders stützt: Kultur, Bildung, Sport und Wirtschaft sind dabei wichtige, aber sicher nicht die einzigen Pfeiler.“

Gemeinschaftliches Europa
Der stellvertretende Stadtpräsident Maciej Gramatyka, der für den erkrankten  Stadtpräsidenten Andrzej Dziuba sprach, erinnerte daran, dass sowohl Oberhausen als auch Tychy von Bergbau und Schwerindustrie geprägt worden seien. Heute stünden beide Städte vor neuen Herausforderungen. „Die wichtigsten Ressourcen sind die Menschen.“ Und um die gehe es auch, wenn man an die Bedeutung eines gemeinschaftlichen Europas denke. „Die Beachtung der Bürgerrechte ist wichtig. Das gemeinschaftliche Europa ist für mich ein übergeordneter Wert. Ich schaue mit Mut in die Zukunft.“

Fruchtbare Entwicklung
Gefeiert wurde die neue Städtepartnerschaft im Restaurant „Gdanska“, denn hier wird auch das Bier ausgeschenkt, für das Tychy mit seiner Brauerei von 1629 weltweit bekannt ist. Geladen waren etwa 70 Gäste, die sich für die deutsch-polnische Freundschaft und die lebhafte und fruchtbare Entwicklung der Partnerschaft zwischen Tychy und Oberhausen einsetzen möchten. So plant Arbeit und Leben bereits im April eine Studienfahrt in die neue Partnerstadt, in der  Galerie KIR werden im Sommer Künstlerinnen und Künstler aus Tychy ausstellen, die MULTI hat Jugendliche aus der polnischen Partnerstadt zur Teilnahme eingeladen. Bei den Gesprächen der polnischen Gäste mit  ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen kamen viele weitere Ideen dazu.

Hintergrund
Auf Wunsch des Ältestenrates hatte das Büro für Interkultur nach einer polnischen Partnerstadt für Oberhausen gesucht. Die Stadt Tychy erwies sich als idealer Partner. Tychy liegt in der NRW-Partnerregion Schlesien. Es ist Teil der Route der Europäischen Industriekultur und zwischen Kattowitz und Krakau verkehrstechnisch hervorragend angebunden. Wirtschaftlich ist Tychy breit gefächert aufgestellt, es hat eine lebendige Kultur- und Sportlandschaft. Die Stadt mit etwa 128.000 Einwohnern  hatte bisher keine andere deutsche Partnerstadt, abgesehen von dem Kontakt zum Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf.

Nach zwei gegenseitigen Besuchen stand fest, dass die Partnerschaft viel Potenzial hat, so dass die Räte beider Städten beschlossen, eine Städtepartnerschaft im Sinne der Europäischen Union abzuschließen -- zum Austausch, zur gegenseitigen Unterstützung und Förderung sowie zur Friedenssicherung in Europa.