Rathaus Oberhausen

Nochmal "Atmen" im Theater

Bild: Laura Angelina Palacios und Moritz Peschke in der Inszenierung. (Foto: Bastian Kabuth)
Laura Angelina Palacios und Moritz Peschke in der Inszenierung. (Foto: Bastian Kabuth)

Am Samstag, den 28. Mai 2016, zeigt das Theater Oberhausen um 19.30 Uhr aufgrund der großen Nachfrage eine weitere Aufführung von Atmen von Duncan Macmillan in der Regie von Bastian Kabuth:

Alles beginnt auf dem Parkplatz von IKEA. Und alles droht auf dem Parkplatz von IKEA zu enden. Ausgerechnet dort, wohin man doch gemeinhin geht, um sich sein Leben neu (und preiswert) einzurichten, ausgerechnet dort, bei IKEA, bricht die totale Krise aus. Der Erfinder dieser Krise ist Autor und Regisseur, ist 1980 geboren, ist Brite, heißt Duncan Macmillan und scheint mit seinen Inselgenossen die Vorliebe für den ebenso schnellen wie schwarzen Humor zu teilen.
 
Dennoch wurde Atmen, so der schöne deutsche Übersetzungstitel für das englische Original Lungs, zuerst 2011 im fernen Washington D.C. in den USA uraufgeführt, bevor es zwei Jahre später in London bei den Off West End Awards den Preis für das beste neue Stück erhielt. Auch in London ist man schließlich reich mit IKEA gesegnet. Ob nun in Tottenham oder in Wembley oder … Und wahrscheinlich würde es Duncan Macmillan mit seinem britisch bösen Humor mehr als gefallen, wenn auf allen Parkplätzen der IKEA-Filialen dieser Welt diese Dialoge stattfinden würden, denn er gibt seinen zwei Protagonisten (mehr braucht er nicht) keine individuellen Namen, sondern bezeichnet sie einfach als F und M.

Was immer sie bei IKEA gekauft haben mögen – irgendwie muss M sich ungeschickt verhalten haben, denn F fällt mit ihrer simplen Frage anscheinend aus allen Wolken: „Ein Baby?“ Und sofort scheint M, der offenbar sofort begreift, dass er zumindest nicht den richtigen Augenblick, vielleicht auch nicht den richtigen Ton getroffen hat, einen reichlich hilflosen Beruhigungsversuch: „Tief atmen.“ Aber die Beobachtung: „Du wirst panisch“ ist natürlich nicht sonderlich geeignet, um …
 
Und so beginnt das Hin und Her und wenig später F: „Ich bin nicht panisch, ich bin nur überrascht. Ich bin überrascht, ich bin sogar total schockiert. Ich bin“ – „panisch“ beendet M den Satz. Und dann geht es ja erst langsam los, das endlose Lamentieren, denn, wie dann etwas wenig später F sagt: „Es ist ungeheuerlich, total ungeheuerlich, der Sinn des Lebens selbst, verdammte Scheiße, der Sinn, die Bedeutung, die Bedeutungslosigkeit, die Liebe und der Horror und die Hoffnung und die Angst und alles, das ganze Programm, bei voller Lautstärke auf allen Kanälen, für den Rest deines Lebens und den Rest vom Leben eines anderen, jemanden für immer an etwas binden, die Vorfahren, die siebeneinhalbtausend Generationen der Menschheitsgeschichte, und ich weiß nicht mal viel über meine eigenen Großeltern, geschweige denn meine Urgroßeltern oder oder oder oder und das sind ihre Gene, ihr genetisches Material.“ Und so weiter und so weiter.

Man mag natürlich darüber lachen. Und soll es auch. Doch gleichzeitig erzählt Duncan Macmillan eine Geschichte von zwei Menschen, die in der witzigen Leichtigkeit der Dialoge fast vergessen macht, dass hier eine lange Geschichte erzählt wird, denn die Beziehung von F und M wird noch mehrere Wendungen nehmen über Jahre hinaus, festgehalten an schnellen Wiederbegegnungen, neuen Situationen, neuen Partnern, neuen Witzen, neuen Vorwürfen und alten Erinnerungen. Das Leben lebt im Atmen.

„Die Situationskomik ist oft wunderbar, ohne eine Komödie sein zu wollen. Ein sehr realitätsnahes Theaterstück mit ernstem Hintergrund und viel Humor.“ (abenteuer-ruhrpott.info, 12.12.2014)